Alexanderfest (Händel)

(Upload von Gerhardt Marquardt)



DAS ALEXANDERFEST oder Die Macht der Musik
Zu Ehren der Hl. Cäcilia geschrieben von Mr. Dryden
Vertont von MR. HÄNDEL
Deutsche Textfassung: Konrad Ameln


ERSTER TEIL

OUVERTÜRE

REZITATIV (Tenor)
Beim königlichen Fest nach Persiens Fall saß Philipps tapfrer Sohn, erhöht durch seinen Sieg nach langem, hartem Krieg, auf seinem stolzen Thron; rings um ihn her der Krieger Schar, bekränzt mit Rosen, Myrten in dem Haar - so schmückt der Ruhm des Siegers Haupt. Die holde Thais ihm zur Seit´ strahlt in der Jugendblüte Glanz wie eine Braut im Hochzeitskleid.

ARIE UND CHOR (Tenor, Chor und Solisten)
Selig, selig, selig Paar! Den Tapfren lohnt, den Tapfren lohnt, den Tapfren lohnt der Schönheit Preis.

REZITATIV (Tenor)
Timotheus tritt hervor aus diesem Sängerchor, sein Spiel erweckt der Leier Klang; gen Himmel hebt sein edler Sang die Herzen hoch empor.

BEGLEITETES REZITATIV (Sopran)
Von Zeus erzählt sein Lied, wie er den Göttersitz verließ, weil Liebe ihn zur Erde zieht. In feuriger Gestalt, dem Drachen gleich, verläßt der Gott sein himmlisch Reich; er naht Olympia voller Lust. Und wie er sinkt an ihre Brust, den schlanken Leib umfangen hält, zeugt er ein Abbild seiner selbst, den zweiten Herrn der Welt.

CHOR
Es lauscht die Schar der Sage voller Glück: "Seht unsern Göttersohn!" erschallt ihr Ruf; "Seht unsern Göttersohn!" tönt das Gewölb´ zurück.

ARIE (Sopran)
Vom Ruhm berauscht der König lauscht, wähnt, er sei Gott, dessen Gebot das All erbeben läßt.

REZITATIV (Tenor)
Er stimmt den Lobgesang zu Baccus´ Preise an, des Baccus, ewig schön und ewig jung. Der heitre Gott kommt im Triumph. Blast Trompeten! Rührt das Spiel! Es strahlt im Purpurlicht sein frohes Angesicht. Nun tönt Schalmeienklang. Er kommt, er kommt!

ARIE UND CHOR (Baß, Chor)
Bacchus, ewig schön und jung, führet an den Reihentrunk. Goldner Wein ist Baccus´ Gabe, Trinken ist des Kriegers Labe, reiche Gabe, süße Labe, süße Labe nach dem Streit.

REZITATIV (Tenor)
Stolz folgt der Held des Liedes Flug, sieht sich auf seinem Siegeszug, besiegt aufs neue jeden Feind, schlägt dreifach, den er schlug. Der Sänger schaut den frevlen Mut, der Augen Glanz, der Wangen Glut; da jener Erd und Himmel trotzt, lenkt er ein und zähmt die Wut.

BEGLEITETES REZITATIV (Sopran)
Er wählt ein Lied voll Schmerz, flößt Mitleid in sein Herz.

ARIE (Sopran)
Er kündet von Darius´ Tod, der durch des Schicksals Wut fällt, fällt, fällt, fällt, von seiner Höhe fällt, verströmt sein edles Blut. Von allen in der letzten Not verlassen, ringt er mit dem Tod, auf bloßer Erde hingestreckt; kein einzger Freund drückt ihm die Augen zu.

BEGLEITETES REZITATIV (Sopran)
Das Haupt gebeugt, sitzt nun der Held und sinnt; er grübelt mit betroffnem Mut, wie wechselvoll des Menschen Los. Ein Seufzer stiehlt sich aus der Brust, und Trän auf Träne rinnt.

CHOR
Seht an Darius, groß und gut, der durch des Schicksals Wut fällt, fällt, fällt, fällt, fällt von seiner Höh, verströmt sein edles Blut, auf bloßer Erde dahingestreckt; kein Freund drückt ihm die Augen zu.

REZITATIV (Tenor)
Der Sänger lächelt, weil er spürt: sein Lied hat ihm ans Herz gerührt. Da es von Mitleid ward bewegt, auch Liebe bald in ihm sich regt.

ARIOSO (Sopran)
Hold ertönt, gedämpft und leise, rein und zart die Liebesweise.

ARIE (Sopran)
Waffenhandwerk schafft nur Unheil, Ehrgeiz bringt dir keinen Vorteil, endet nimmer, treibet immer dich zum Kampf und zum Zerstören. Statt des Ruhms, im Krieg gewonnen, warten dein der Liebe Wonnen.
Thais sitzt an deiner Seite, dir von Gott bestimmt zur Freude.

CHOR
Ein lauter Jubelruf erschallt im Kreis: Dir, Liebe, Dank, doch dir, Musik, sei Preis!

ARIE (Sopran)
Der Fürst verhehlt nicht länger seine Pein, schaut an die Maid, zur Lieb´ bereit, und seufzt und blickt, und seufzt aufs neu. Zuletzt, von Wein und liebestoller Lust besiegt, der Sieger sinkt an Thais´ Brust.

CHOR
Ein lauter Jubelruf erschallt im Kreis: Dir, Liebe, Dank, doch dir, Musik, sei Preis!

ZWEITER TEIL

BEGLEITETES REZITATIV (Tenor)
Laß tönen deiner Leier Klang mit lautem Schall und mächtigem Gesang! Lös die Bande seines Schlummers und weck ihn mit dem grellen Schlag des Donners!

CHOR
Lös die Bande seines Schlummers, weck ihn mit dem Schlag des Donners.

BEGLEITETES REZITATIV (Tenor)
Seht an! Der Donnerschlag hat ihn aufgeschreckt; wie vom Tode erweckt und verwirrt, blickt er umher.

ARIE (Baß)
Nimm Rach´! Timotheus ruft; sieh, es naht aus der Gruft dort der Furien Schar mit den Schlangen im Haar; sieh die Flammen den Augen entsprühn!
Seht dort den Geisterzug mit den Fackeln sich nahn - ein jeder ein Held, der, erschlagen im Kampf, unbestattet noch liegt, vergessen auf dem Feld.

BEGLEITETES REZITATIV (Tenor)
Rache schuldest du deinem kühnen Heer! Sieh dort, wie die Schar die Brandfackel schwingt, wie sie weist auf die feindliche Stadt, auf stolze Tempel fremder Götter hin.

ARIE (Tenor)
Der Beifall der Krieger tönt wild entflammt, und der Held schwingt der Fackel zerstörenden Brand.

ARIE (Sopran)
Thais geht voran, sie leuchtet seiner Bahn, zerstört ein zweites Troja, ein andre Helena.

CHOR
Der Beifall der Krieger tönt wild entflammt, und der Held schwingt der Fackel zerstörenden Brand.
Thais geht voran, sie leuchtet seiner Bahn, zerstört ein zweites Troja, ein andre Helena.

BEGLEITETES REZITATIV (Tenor)
Vor langer Zeit, eh noch ertönte Orgelklang und frommer Chorgesang, erweckte schon Timotheus´ Lied und Saitenspiel in Menschenherzen Zorn und sanftes Mitgefühl.

CHOR
Dann kam Cäcilia, engelgleich, sie schuf der Tonkunst neues Reich, vereint die Stimmen zu dem vollen Chor, befreit von Fesseln den Gesang, verleiht ihm Kraft und hehren Klang, daß feierlich es klingt, wie nie gehört zuvor.

REZITATIV (Tenor, Baß)
Leg ab, Timotheus, deinen Kranz! Nein, beide teilt den Preis! Er hob den Menschen himmelan, von Gott kam ihr Gesang.

SOLISTEN, CHOR
Leg ab, Timotheus, deinen Kranz! Nein, beide teilt den Preis! Er hob den Menschen himmelan, von Gott kam ihr Gesang.



Zurück zur Leitseite