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Barmherziges Herze der ewigen Liebe (Kantate 185 von J.S.Bach)

(Upload von Gerhardt Marquardt)


Johann Sebastian Bach
"Barmherziges Herze der ewigen Liebe"
Kantate Nr. 185 am 4. Sonntag nach Trinitatis

1. Duetto (Sopran, Tenor)
Barmherziges Herze der ewigen Liebe, 
errege, bewege mein Herze durch dich;
damit ich Erbarmen und Gütigkeit übe, 
o Flamme der Liebe, zerschmelze du mich!

2. Recitativo (Alt)
Ihr Herzen, die ihr euch in Stein und Fels verkehret, 
zerfließt und werdet weich; 
erwägt, was euch der Heiland lehret, 
übt, übt Barmherzigkeit, 
und sucht noch auf der Erden 
dem Vater gleich zu werden. 
Ach greifet nicht, durch das verbot´ne Richten, 
dem Allerhöchsten ins Gericht, 
sonst wird sein Eifer euch zernichten. 
Vergebt, so wird euch vergeben; 
gebt, gebt in diesem Leben; 
macht euch ein Capital, 
das dort einmal Gott wiederzahlt 
mit reichen Interessen. 
Denn wie ihr meßt, 
wird man euch wieder messen.

3. Aria (Alt)
Sei bemüht in dieser Zeit, 
Seele, reichlich auszustreuen,
soll die Ernte dich erfreuen 
in der reichen Ewigkeit,
wo, wer Gutes ausgesäet,
fröhlich nach den Garben gehet.

4. Recitativo (Baß)
Die Eigenliebe schmeichelt sich. 
Bestrebe dich, 
erst deinen Balken auszuziehen, 
dann magst du dich 
um Splitter auch bemühen, 
die in des Nächsten Augen sein.
Ist gleich dein Nächster nicht vollkommen rein,
so wisse, daß du auch kein Engel.
Verbess´re deine Mängel!
Wie kann ein Blinder mit dem andern
doch recht und richtig wandern?
Wie, fallen sie zu ihrem Leide 
nicht in die Gruben alle beide?

5. Aria (Baß)
Das ist der Christen Kunst:
nur Gott und sich erkennen,
von wahrer Liebe brennen:
das ist der Christen Kunst.

Das ist der Christen Kunst:
nicht unzulässig richten,
noch fremdes Tun vernichten:
Das ist der Christen Kunst.

Das ist der Christen Kunst:
des Nächsten nicht vergessen,
mit reichem Maße messen:
Das ist der Christen Kunst, 
das macht bei Gott und Menschen Gunst.

6. Choral
Ich ruf´ zu dir, Herr Jesu Christ, 
ich bitt´: erhör´ mein Klagen,
verleih´ mir Gnad´ zu dieser Frist, 
laß mich doch nicht verzagen;
den rechten Weg, o Herr, ich mein´,
den wollest du mir geben,
dir zu leben,
mein´m Nächsten nütz zu sein,
dein Wort zu halten eben.




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