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König David (Arthur Honegger)




1. Einleitung
Der Erzähler
Es war zur Zeit, da der Allmächtige zu seinem auserwählten Volke sprach
durch des Propheten Mund. Zu dieser Zeit wandte sich der Hochwaltende
von Saul und redete zu Samuel, dem Seher :
- Erhebe dich, mein Sohn und fülle dein Horn mit Öl und gehe hin zu
Isai, der treu und fromm mir dient zu Bethlehem ! Denn unter seinen
Söhnen habe ich den auserwählten König Israels gefunden.
Und der Prophet machte sich auf gen Bethlehem, wo David, als ein junger
Hirt im Feld, die Herde hütete und sang :

2. Davids Hirtenlied
Altsolo
Gott der Herr ist mein Geleit,
Bin sein Schäfchen auf der Weid,
Treulich führt er mich den Pfad
Durch das Tal zu frischem Bad.
Gott der Herr, mein Hort mein Held,
Mein Gefild am Blütenbühl,
Wo mich birgt sein Schatten kühl
Im goldnen Mittagszelt.
Meine Zuflucht ist der Herr,
Dröhnen Blitze fürchterlich,
Schirmt sein Arm mich väterlich.
Mein Gott, preisen will ich dich !
Du mein Hort und Heil !

Der Erzähler
Und Isai liess seine sieben Söhne vor dem Angesichte Samuels erscheinen.
Der aber sprach zu Isai :
- Der Herr hat diesen Kleinen auserwählt. Sind das der Knaben alle ?
Und Isai antwortete :
- Es ist noch einer, David, der jüngste, der die Schafe hütet auf dem
Felde.
Und Samuel befahl :
- So sende hin und lass ihn holen.
Also geschah. Und Gott sprach weiter :
- Auf ! Und salbe ihn, denn er ist's, den ich auserwählte !
Da nahm Samuel sein Ölhorn, und er salbte David mitten unter seinen
Brüdern. Und von dem Tag an kam der Geist des Ewigen über David und
verblieb bei ihm.

3. Psalm «Lob sei dem Herrn !»
Chor
Lob sei dem Herrn in seinem Glanze.
Der ew'ge Gott ist's der mich erhält.
Der treuste Freund hat mein Flehen erhört,
Und seine Wehr teilte der Feinde Heer.
Wenn die Gewaltigen wider mich ziehen,
Aus ihren stolzen Reihen reisst mich seine Hand.
Es trifft sein Donner den frevelnden Feind,
Der zum Verderben tückisch sich vereint.

Der Erzähler
Und da im Eichgrund sich die Männer Israels zum Kampfe gegen die
Philister rüsteten, und Goliath der ungeschlachte, prahlerische Riese,
aus den Reihen trat und Israels und seiner Krieger spottete, erschlug
der Jüngling mit dem Wurfstein seiner Schleuder Goliath. Da jubelten die
Kinder Israels, und sie verjagten die Philister bis an Ekrons Tore.

4. Siegesgesang
Chor
Heil, David, Heil,
Der die Philister schlug !
Strahlender du des Herrn !
Leuchtender heller Stern.
Tausend Saul erschlug,
Aber zehntausend David !

5. Heereszug & Siegesgesang (bis)
Der Erzähler
Und David herzte Michal, seine angelobte Braut, Sauls Tochter, im Palast
des Königs. Saul aber sah die Liebenden, und sein verdürstertes Gemüt
verzehrte sich in Neid und Argwohn. Denn er war alt, doch David jung und
schön. Da überfiel der böse Geist den König. Und eines Tages, als David
vor dem Thron die Harfe schlug und sang, warf Saul die Lanze nach dem
Sänger, ihn zu töten.

6. Psalm «Fürchte dich nicht !»
Tenorsolo
Fürchte dich nicht und hoff'auf ihn, den ew'gen Herrn.
Was soll dein Ruf : ach entflieh.
Wie der Vogel flieht nach der Gebirgen,
Dort der Feind spannt sein Gewehr.
Er entsendet scharfen Pfeil.
Durch die Nacht irrt sein Geschoss
Trifft nicht der Unschuld Herze.
Fürchte dich nicht und hoff'auf ihn, den ew'gen Herrn !

7. Psalm «Ach, hätte ich die Flügel einer Taube !»
Sopransolo
Ach ! hätte ich die Flügel einer Taube,
Ich flöge weit durch Wald und Wüstenei.
Wo schwand mein Hoffen hin, mein ganzer Glaube ?
Wer löste mich von Todesbanden frei ?
Wo winkte Ruh' dem zermarterten Haupte ?
Abend und Morgen, ach, in Tränen stehn.
Der Sturm der mich so jäh des Glücks beraubte,
Er trägt zu Gott meine Bitten, mein Flehn.

Der Erzähler
Saul aber sandte Boten aus, David zu suchen und zurückzubringen. Und da
die Sendlinge nach Najoth kamen, fanden sie David mitten unter den
Propheten die weissagten :

8. Gesang des Propheten
Männerchor
Ach ! Der Mensch vom Weibe
Geboren, lebt nicht lang !
Die Strasse die er geht,
Wie so mühsam ist sie
Und voller Traurigkeit.
Aufwächst er wie das Gras ;
Abgemäht, es verwelket.
Scheu schwindend wie ein Schatten,
Das Land das er grüsst,
Es erkennet ihn nicht mehr.

Der Erzähler
Ein Wandrer in der Wüste, wandelt sich Davids Herz in der Verlassenheit
- und der Geläuterte reift nun vom schwärmerischen Jüngling auf zum
Mann. Und wiederum entbrennt der Streit. David mit seiner Schar vom
Heere Sauls in das Gebirg verschlagen, ruft nächtens vor der Schwelle
einer Höhle, die ihm Obdach bot, den Herrn um Schutz und Hilfe an.

9. Psalm «Gnädiger Gott, erbarme dich mein !»
Tenorsolo
Gnädiger Gott, erbarme dich mein !
O gönne ein Obdach bei dir !
Ich schlaf'im Schatten deiner Hände.
Wann hat die Nacht, o Herr, ein Ende ?
Gnädiger Gott, erbarme dich mein !
Stark sei mein Herz, stark sei mein Herz,
Singen will ich vor Gott, dem Herrn !
O Tag leuchte mir hell, zum Siege !
Erhebe dich, mein Geist, zu Gott
Und fliege und singe
Dem Herrn ein neues lied !

Der Erzähler
Und Gott gibt Saul, den Feind, in Davids Hände. Inmitten kampfesmüder
Streiter findet er seinen Gegner nächtens eingeschlafen. Doch David
zögert, den Erlauchten meuchlings zu erschlagen. Er nimmt den
Wasserbecher und den Spiess zu Häupten Sauls - und geht. Und niemand
war, der es bemerkte, denn sie schliefen alle. Es war ein tiefer Schlaf
vom Herrn auf sie gefallen.

10. Das Lager Sauls
Der Erzähler
Und es begab sich zu derselben Zeit, dass die Philister neue Scharen
sammelten, um in dem Kampf zu ziehen wider Israel. Das Heer des Königs
ist in grosser Not ; denn bergwärts rückt der Feind mit Ross und Wagen.
Und David, der bei den Philistern Schutz und Hilfe fand, ist nun mit
ihnen. Israel aber baut auf seinen Gott und Herrn.

11. Psalm « Gott, mein Herr, du bist mein Licht !»
Chor
Gott, mein Herr, du bist mein Licht in Finsternissen.
Du lässt mich nicht allein.
Gott, mein Herr, o Trost in bangen Bitternissen,
Was soll't ich traurig sein ?
Und wenn der Feind aus den Schanzen
Höhnend mit Verderben droht,
Starret ein Wald wohl von Spiessen und Lanzen,
Beschirmt mich doch mein Gott.
Und ob ein Heer von Feinden mich umstellt,
O Herr des ew'gen Lichts.
Mein Flehen dringt empor aus blut'gem Feld,
Und mein Herz fürchtet nichts.

Der Erzähler
Da aber Saul die Heerschar der Philister sah zu Sunem, fürchtete er
sich, und sein Gemüt verzagte. Und er ratfragte den Herr. Aber der Herr
antwortete ihm nicht, weder durch Traüme noch durch das Licht noch durch
Propheten. Da sprachen zu dem König seine Knechte :
- Siehe, zu Endor ist ein Weib mit einem Sehergeist.
Und Saul vertauschte sein Gewand und ging, begleitet von zweien Männern,
in der Nacht zur Hexe hin und sprach :
- Weissage mir durch deinen Sehergeist und bringe mir herauf, den ich
dir sage !
Da sprach das Weib :
- Wen soll ich aus dem Schlaf der Tiefe rufen ?
Und Saul entgegnete :
- Bringe mir Samuel herauf !

12. Beschwörung der Hexe von Endor
Die Hexe
Om ! Om !
Bei dem Feuer, bei dem Wasser,
bei dem Worte, bei dem Wind,
beim Gesichte, beim Gehör :
Brich die Schranke !
Brich den Schlüssel, der die Urne schliesst.
Erscheine ! Erscheine ! Es ist die Stunde.
Om ! Om !
Aus Scheols Abgrund
rufe ich dich auf !
Kehr' wieder in den Tempel der neun Türen.
Erscheine ! Erscheine !
Gib dein Blut ! Wittere darin das Leben,
das der Erd' ich nun entreisse !
Erscheine ! Erscheine !
Grausame Glut ! O Feuer der Tiefe !
Es dringt in mich,
versengt mich bis ins Mark.
O dürstre Flamme,
einem Schwerte gleich,
Steig auf ! Steif auf ! Erscheine !
Ha ! Du betrogst mich ! Du bist Saul ! »
Der Schatten Samuels
Was weckst du mich aus meinem tiefsten Schlafe ?

13. Marsch der Philister
Der Erzähler
Ein Bote überbrachte David, dem Gesalbten, Reif und Krone Sauls. Da
fasste David seine Kleider, zerriss sie, warf sich hin und weinte laut
vor allem Volke über Israel und über Saul und Jonathan, da sie durchs
Schwert gefallen waren.


14. Die Klage von Gilboa
Soli und Frauenchor
Ah ! Weint um Saul !
Der Erzähler
Gilboa ! Gilboa !
Deine Zier, o Israel, auf den Höhen liegt sie erschlagen ! Wie sind die
Helden im Kampfe gefallen ! Sagt's nicht zu Gath, verkündet es nicht in
Askalons Strassen ! Auf dass sich nicht freuen die Töchter der Feinde,
dass nicht frohlocken die Weiber der Heiden ! Ihr Berge Gilboas, nicht
Tau noch Regen falle auf euch, nur Träne und Trauer ! Denn dort ward dem
Helden der Schild abgeschlagen, der Ölgesalbte, der Schild des
Gekrönten. Saul und Jonathan, holdselig und lieblich in ihrem Leben, sie
sind auch im Tode nimmer geschieden. Wie waren sie schneller als Adler,
und stärker als Löwen ! Ihr Töchter Israels, weinet um Saul, der euch
herrlich mit Purpur gekleidet, der euch schmückte mit goldener Zier !
Ach, mir ist leid um dich, mein Bruder Jonathan. Köstlicher war deine
Liebe mir denn Frauenliebe. Jonathan - auf den Höhen liegt er erschlagen
!

Zweiter Teil
Der Erzähler
Jerusalem, Jerusalem ! David ist König. Er hat dich auserwählt, das
Tabernakel zu errichten. Heut ist der Tag des Herrn. Siehe, sein Volk
trägt jubelnd das enthüllte Heiligtum zum Hochaltar der Freude und des
Sieges !

15. Festgesang
Sopransolo und Frauenchor
Singet, ihr Schwestern singt !
Gott verlässt die Seinen nie.
Herde du, unverloren,
Vom Feinde nie beschworen,
Herde vor Gottes Toren
Zur Herrlichkeit erkoren !
Preiset ihn, lobet ihn, Volk des Herrn, Israel.
Herr mein Gott, o segne Israel.

Der Erzähler
Tut auf die Tore ! Öffnet weit die Pforten ! Denn seht, es zieht der
ruhmgekrönte König ein ! Jehovah, wache auf ! Zerstreu der Feinde Schar
! Dein auserwähltes Volk zieht freudig dankend dir entgegen.

16. Tanz vor der Bundeslade
Der Erzähler
Hier nahen die Hirten, ihre Herde leitend ; die Schnitter dort mit ihren
Garben ; die Winzer mit dem Wein, aus ihrer Kelter ; und alle Hände
werkten für den Herrn. Und sieh, er naht im Heiligtum der Bundeslade,
getragen von den Schultern der bekränzter Krieger wie dereinst im
Schlachtgetümmel. Und David tanzt als König vor der Bundeslade zum Klang
der Pauken und der Zymbeln. Und Erd' und Himmel preisen dröhnend Gottes
Huld und Herrlichkeit.

Chor
Grosser Gott, grosser Gott,
Jehovah, sei mit uns !
Du morgendliches Licht,
Du des Tages Gestirn,
Sei mit uns Herr und Gott !

Priester
Wandelt den Weg der Ewigkeiten !
Öffnet das Tor der Herrlichkeiten.
Gerechte nur leite sein Stern.
Gehet ein zum ewigen Herrn !
Ew'ger Gott, sei mit uns, sei mit uns !

Krieger
Alle Feinde, die mich bedrängt,
Im Namen Jehovahs, ich sie bezwang
Vom Schwarm der Bienen eingeengt
Im Namen Jehovahs, der Sieg gelang.
Den dürren Busch hab'ich verbrannt
Im Namen Jehovahs, der mich gesandt.
Der ew'ge Gott hat mich beschirmt,
Und seine Rechte führte mich.
Es ist der Herr !
Grosser Gott, wache auf !
Zerstreu der Feinde Schar !

Frauenchor
Preiset den Herrn ! Preist ihn mit Macht !
Jauchzet und jubiliert !
Singet dem Herrn ein neues Lied,
Dass vom Schalle die Meere beben,
Alle Gewässer sich beleben,
Und Berge sich berstend erheben !
Ew'ges Licht ist sein Element.
Er gleitet auf Flügeln des Winds,
Und sein Kleid : das Firmament.
Er baut aus Wolken sein Gezelte,
Und seine Stimme Eichen fällte.
So preist in seinem Werk der Welten !
Jahwe, den ew'gen Herrn !
Herrscher in Israel !

Chor
Grosser Gott, komm zu uns !
Jehovah, komm zu uns !
Grosser Gott, wache auf,
zerstrümmte deinen Feind !

Der Engel (Sopransolo)
Mein Sohn, nicht bist du König hier,
Du bauest nicht das Gotteshaus,
Doch es erblühet dir ein Spross.
Dein Reich wird gross und herrlich stehn,
Und er wird sein mein Sohn, und ich sein guter Vater,
Sein Name nie wird vergehen auf Erden,
Wird sein den Völkern eine helle Leuchte
Vor Gott dem Herrn ein heller Stern !

Sopransolo und Chor
Halleluia, Halleluia...

Dritter Teil

17. Gesang «Horch, mein Herz erklingt im Gesange !»
Chor
Horch, mein Herz erklingt im Gesange
Und meine Tat gehört dem Herrn !
Es jauchzt mein Herz im Überschwange,
Es blühet auf, es leuchtet hell gleich einem Stern.
Hehrster Held aus Adams Stamme,
Du, dessen Mund im Lied ertönt,
Du treuer Hüter heiliger Flamme,
Dich hat der Herr in seiner Herrlichkeit gekrönt.
Deinen Söhnen wird erstehen
Des Vaters unvergänglich Reich.
Dein stolzer Name nimmer wird vergehen,
Und alle Völker, alle Geister nennen dich den Meister.

Der Erzähler
Und Gottes Segen ruht auf Davids Haus. Er sieht sich stolz am Ziele
seiner Macht. Verbündet sind ihm alle Könige der Welt. Der Grösste ist
er unter allen Grossen. Doch ach, die Sünde stahl sich in sein Herz.
Denn von der Zinne seiner Feste sah er im abendlichen Garten der
Granaten hold erblühn die nackte Schönheit der Bathseba, Tochter Eliams,
Urias Weib, die dort im Garten badete mit ihren Frauen.

18. Gesang der Dienerin
Altsolo
Mein Freund, gib mir die Hand !
Lass vom Hügel uns steigen,
Wo die Trauben sich neigen
In das blühende Land.
Die Rebe, süss und hold
Ist noch nicht auferblüht,
Doch sieh, der Mandragore
Gold erglüht.

Der Erzähler
Von ihrer Hoheit hingerissen, nahm er Bathseba in sein Haus und liess
Urias töten. Der Zorn Jehovahs aber fällt auf sein geliebtes Kind, das
ihm Bathseba schenkte. Es stirbt, und laut klagt David seinen Schmerz
dem Herr.

19. Busspsalm
Chor
Mitleid, mein Gott, Barmherzigkeit !
Der dem Gefall'nen Gnade verleiht,
Wasche mich rein von Sünde und Schuld,
Dass ich liebend, wie einst,
mich in Treu' dir verbünde !
Gott, wasche mich rein von meiner Schuld !
Mitleid, O Gott, Barmherzigkeit !

Der Erzähler
Und Gott entsandte Nathan hin zu David und zu seinem Weibe, der Schuld
Sie anzuklagen, die des Höchsten Zorn erweckte und das Königshaus in
Trauer stürzte.

20. Psalm «Ich bin gezeugt in Sünd und Not !»
Chor
Ich bin gezeugt in Sünd und Not,
Ich bin verdammt zu ew'gem Tod.
Und wolltest du ein Herze rein,
Die Seele stark und ohne Fehle.
Wehe mir, wehe mir,
Ich sündigte, o Gott !
Du wiesest mir die rechten Pfade
Ich hatte Teil an deiner Gnade.
Mitleid, o Gott, Barmherzigkeit,
Rette mich, o Herr, aus meiner Sünd.

Der Erzähler
Und Gottes Richterspruch fällt furchtbar über David und sein
ehebrecherisches Haus. Denn Absalon, der vielgeliebte Sohn, erhebt sich
gegen seinen Vater, und David flüchtet aus der Stadt wie ein Geächteter
weit in der Wüste Einsamkeit.

21. Psalm «Ich hebe meine Augen auf zum Berge !»
Tenorsolo
Ich hebe meine Augen auf zum Berge,
Von wo mir Hilfe kommt,
Zum ew'gen Vater dort, der mich geleitet
So wie heut immer dar !
O fürchte nicht, dass dein Fuss jählings strauchelt
Gott hüttet dein Herz,
Wachend im Licht ein Hüter seiner Herde,
Wacht der Herr über dir.

Der Erzähler
Doch Absaloms gewaltiger Heerzug wird zurückgeschlagen.Und in dem Wald
von Ephraïm fällt Joab Absalon, den Unbewehrten, der mit seinem Haar
sich in dem tückischen Gezweige eines Eichenbaums verstrickte.

22. Gesang von Ephraim
Sopransolo und Frauenchor
O du Wald Ephraïm
Vom Rabenvolk verflucht.
Ich pflücke deine Frucht,
Die dort am Zweige hing.
Die Frucht, rot noch von Blut,
Sie beugt mir deine Hand.
Mir winkte dieses Gut
Um eines Kusses Pfand.
 Der Erzähler
Und während alles Volk im Festestaumel den errungenen Sieg mit Sang und
Saitenspiel vor dem geschmückten Tor Mahanaims begeht, weint der
ergraute König vor dem Heer um seinen Sohn, den er vor allen anderen
geliebt. Doch, da er seinen Schmerz gesättigt, liess er sich Kron' und
Königsmantel reichen, und hiess das Heer mit Pfeifen und Trompetenklang
vorüberziehn.

23. Marsch der Israeliten
Der Erzähler
Und David hielt mit einem Zeichen seiner Hand die Truppen an und sprach
:
- Ihr Krieger Israels, von diesem Tage an seid ihr mein Fleisch und mein
Gebein ! Ihr habt den Frieden wieder hergestellt in Israel. Nehmt hin
den Dank des väterlichen Königs !
Und es erhub zum letztenmale sich ein Streit der Israeliter wider die
Philister. Und da vom heissen Kampfe David heimgekehrt, sang er zu
Gottes Lob und Preis ein Lied der Dankes und der Zuversicht :

24. Psalm «In treuer Liebe werd' ich mich ergeben !»
Chor
In treuer Liebe werd' ich mich ergeben,
Dir dessen Arm so herrlich mich beschirmet
Gott, du mein ew'ges Heil, mein Herr, mein Held,
Mein Turm, mein Fels und mein Befreier du !
In ihm find ich, was ich mir je gewünschet.
Der Herr ist mein Schild, mein Heil und meine Hütte.
Bedarf ich sein, ruf' ich ihn glaubensvoll,
Vom bösen Feind seh' ich mich befreit.
Dem Bergbach gleich wollt' er mich überfallen,
Zehnmal der Tod mich mit Pfeilen bedrohte,
Ob rings Gefahr, ich war in seiner Hand,
Er führte mich bis an Grabes Rand.
 Der Erzähler
Und David, der Gewaltige, mit Ruhm Bedeckte, ward ein Greis in seinem
Schloss aus Gold und Zedernholz. Da überfällt von neuem heimlich ihn der
Stolz. Er zählt sein Volk, um seine Stärke zu erkennen. Und Gott
erzürnet abermals und zeigt durch den Propheten ihm drei schwere Strafen
an. Das Flammenschwert des Todesengels sendet aus die Pest - und tiefe
Trauer fällt auf Israel.

25. Psalm : «In deinem Zorne, mein Gott !»
Chor
In deinem Zorne, mein Gott, dem ich diene,
Der mich verliess mit erbitterter Miene
Vor deinem Thron, hör' mein Seufzen und Flehn !
Lasse mich nicht ohn' Erbarmen vergehn.
Plötzlich, ringsum erzittern Wald und Felder.
Der Donner dröhnt. Die Gebirge, sie bersten
Krachend vom Gipfel hin ab bis zum Grund,
so schrecklich zürnt des Gewaltigen Mund.
 Der Erzähler
Doch sänftigt sich der Zorn des Ewigen, da David feierlich gelobt, zu
seines Gottes Ruhm ein herrlich Heiligtum zu bauen. So schaut der greise
König die Erfüllung seiner Jugendträume und seines Lebens, das an Leid
und Freuden überreich. Doch eh' der weise Wandrer seinen Lebensweg
vollendet, lässt er Salomon zum König und zum Führer Israels ausrufen.
Und während alles Volk begeistert Davids Erben auf dem Thron
entgegenjubelt, steigt der im Geiste schon verklärte auf zum Tempel, um
einmal noch sein Gotteshaus zu schauen.

26. Krönung Salomons
Der Erzähler
Und Nathan sprach :
- Vor Israel und vor Jehovah, der ihn selbst erwählte, rufe ich aus zum
König Salomon, den Gesalbten, Davids Sohn !
Und alle riefen laut :
- Es lebe König Salomon.
27. Davids Tod
Der Erzähler
Und David sprach im Angesicht des lichtumflossenen Tempels :
- Ich schaue einen Cherub auf der höchsten Zinne - und er kündet mir : «
Ein Gottgerechter wird erscheinen unter euch, mein Volk zu leiten in der
Furcht des Herrn. » Wie war dies Leben reich und voller Herrlichkeit !
Ich danke dir, der du es mir geschenkt !

Der Engel (Sopransolo) und Chor
Gott verheisst : «Es wird kommen ein Tag,
Wo eine Blume euch erblüht,
Und ihr Gnadenkelch erglüht
O wie erquickt lieblich und hold
Alle Völker dieser Welt
Sein Odem des Lebens.
Halleluia ! Halleluia !»





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