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Ihr, die ihr euch von Christo nennet (Kantate 164 von J.S.Bach)

(Upload von Gerhardt Marquardt)

Johann Sebastian Bach
Ihr, die ihr euch von Christo nennet
Kantate Nr. 164 am 13. Sonntag nach Trinitatis
für Soli, Chor und Orchester

Arie (Tenor)
Ihr, die ihr euch von Christo nennet, / Wo bleibet die Barmherzigkeit, / Daran man Christi Glieder kennet? / Sie ist von euch, ach, allzuweit. / Die Herzen sollten liebreich sein,/ So sind sie härter als ein Stein.

Rezitativ (Baß)
Wir hören zwar, was selbst die Liebe spricht: / Die mit Barmherzigkeit den Nächsten hier umfangen, / Die sollen vor Gericht / Barmherzigkeit erlangen. / Jedoch wir achten solches nicht; / Wir hören noch des Nächsten Seufzer an! / Er klopft an unser Herz; doch wirds nicht aufgetan! / Wir sehen zwar sein Händeringen, / Sein Auge, das von Tränen fleußt; / Doch läßt das Herz sich nicht zur Liebe zwingen. / Der Priester und Levit, / Der hier zur Seite tritt, / Sind ja ein Bild liebloser Christen; / Sie tun, als wenn sie nichts von fremdem Elend wüßten,/ Sie gießen weder Öl noch Wein / Ins Nächsten Wunden ein.

Arie (Alt)
Nur durch Lieb und durch Erbarmen / Werden wir Gott selbergleich./ Samaritergleiche Herzen / Lassen fremden Schmerz sich schmerzen / Und sind an Erbarmung reich.

Rezitativ (Tenor)
Ach, schmelze doch durch deinen Liebesstrahl / Des kalten Herzen Stahl, / Daß ich die wahre Christenliebe, / Mein Heiland, täglich übe, / Daß meines Nächsten Wehe, / Er sei auch, wer er ist, / Freund oder Feind, Heid oder Christ, / Mir als mein eignes Leid zu Herzen allzeit gehe! / Mein Herz sei liebreich, sanft und mild, / So wird in mir verklärt dein Ebenbild.

Arie (Duett) (Sopran, Alt)
Händen, die sich nicht verschließen, / Wird der Himmel aufgetan. / Augen, die mitleidend fließen, / Sieht der Heiland gnädig an. / Herzen, die nach Liebe streben, / Will Gott selbst sein Herze geben.

Choral
Ertöt uns durch dein Güte, / Erweck uns durch dein Gnad! / Den alter Menschen kränke, / Daß der neu leben mag / Wohl hier auf dieser Erden, / Den Sinn und all Begehrden, / Und Gedanken habn zu dir.

Salomo Franck 1715




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